Dienstag, 12. Juli 2011

Motorradtour


Ende Juni bin ich mit einem Freiwilligen aus Uganda auf zwei Motorrädern durch den Westen Ruandas gefahren. Wir sind insgesamt 6 Tage unterwegs gewesen. Im Gegensatz zu meinem Kollegen, der sich seinen Führerschein einfach in Uganda gekauft hatte, muss man in Ruanda eine praktische Prüfung ablegen, die darin besteht um Hütchen zu fahren, die im Abstand einer Motorradlänge aufgestellt sind. Das klingt einfacher als es ist und die Prüfung findet seltener statt als gedacht, sodass bei mir mein Deutscher Autoführerschein als Fahrerlaubnis herhalten musste. Ich hatte allerdings auf dem Dorf schon einige Fahrerfahrung sammeln können. Mein Kollege hatte sich in Uganda sein eigenes Motorrad gekauft, ich lieh mir Eines für umgerechnet 8 Euro pro Tag von einem Motofahrer aus Kigali.



Unsere erste Station war, nachdem der Luftfilter gesäubert und der Tank voll war, Gitarama. Die Fahrt dort hin war unspektakulär und zum eingewöhnen. Ich habe den Verkehr vollkommen überschätzt - ich wurde nicht einmal von einem Bus abgedrängt. Wir entschieden uns noch bis nach Gisyeni weiterzufahren. Es erwartete uns eine gerade neu geteerte Straße mit null Verkehr. Es ging in schönen Kurven die hohen Berge hinauf und wieder herunter. Super zum Motorradfahren! Jedenfalls haben wir öfters mal angehalten, um die schönen Ausblicke zu genießen. 

Dank meiner Vergesslichkeit und des Gewichts meiner für 10 Euro gekauften Motorradjacke, habe ich bei so einer Pause meinen Rucksack liegen gelassen. Neben Pass, Impfpass, resident card, Führerschein, Personalausweis und Kreditkarte, befand sich in dem Rucksack mein ganzes Geld. Nach 20 km bemerkte ich meinen Fehler und raste zurück. Der Rucksack war nicht mehr da! Während ich verzweifelt die Gegend abfuhr, traf ich auf zwei Leute die mir auf Kinyarwanda klarmachten, das mein Rucksack im nächsten Dorf ist. Ich nahm die beiden auf mein Motorrad und fuhr dort hin. Der Rucksack wurde aus einem Haus gebracht und ich guckte sicherheitshalber mal, ob das Geld noch da war. Es fehlten etwa 30.000 RWF und als ich das klargemacht hatte, gab mir einer der beiden "Retter" 10.000 RWF wieder. Ich guckte den anderen an, aber der zuckte nur mit den Schultern. Es bildete sich eine Menschentraube von ca. 100 Leuten, es wurde lautstark diskutiert und am Ende ein Kind beschuldigt. Ich fuhr am Ende weiter, froh dass der Rest noch da war.
Wir kamen in der Dunkelheit in Gisenyi an und übernachteten bei einer deutschen Freiwilligen. Am nächsten Tag sahen wir uns ihre Arbeitsstelle in einem Straßenkinderprojekt an und gingen danach zum Strand. Dort trafen wir einen Kongolesen, der uns zu den beiden Grenzen zu Kongo führte. Wir fragten nach den Visakosten, die für mich wichtig sind, da ich nächstes Wochenende auf den Vulkan Nyiragongo im Kongo steige. Die Angaben stellten sich am Ende aber als gleichfalsch heraus. Wir verbrachten den ganzen Tag in Gisenyi, besuchten noch ein Genocide memorial, reparierten die Platten Reifen unserer Maschinen und wechselten abends die Unterkunft in eine DED Villa direkt am See ;)

Am nächsten Morgen fuhren wir zeitig in Richtung Kibuye los. Wir nahmen zunächst eine rough road, direkt am Wasser entlang und am größten Arbeitgeber Ruandas vorbei - der Bierbrauerei. Die Strecke war wunderschön und führte auf schlechten Straßen zwischen Teefeldern und dem Kivusee durch die Hügel Ruandas. Vor einem sinnflutartigen Regenfall retteten wir uns in ein Dorf, wo wir nach Inspektion der Küche ein paar faustgroße Fleischstücke einer gerade geschlachteten Ziege bekamen, dazu Matoke. Als ich gerade vorne fuhr kamen wir an einem Hund vorbei, der mich versuchte anzugreifen und 5 Sekunden später in das Motorrads meines Mitstreiters hineinrannte. Der Hund wurde durch die Luft geschleudert und rannte danach verletzt weg. Der Reifen war danach nicht mehr ganz gerade, aber wir mussten vor Dunkelheit nach Kibuye. 

Im billigen, aber superschönen Guest House Home St. Jean übernachteten wir , lernten noch zwei Medizinstudenten aus Australien und Amerika kennen, mit denen wir am nächsten Tag zur Napoleon Island gefahren sind (Name stammt von der Form der Insel, die dem Hut Napoleons ähnelt). Die steile Insel sind wir hochgeklettert und klatschten und schrien und machten sonst irgendwie Geräusche. Nach 10 Sekunden standen wir in Wolken von Fledermäusen. War echt beeindruckend.

 Gegen Mittag ging es weiter nach Cyangugu. Die Straße war grausam und nach 5 Stunden Fahrt stellten wir uns oft einfach aufrecht hin und ließen unsere Motorräder die Schläge abfedern. In unserem Reiseführer sollte das billigste Guesthouse 10.000 Rwf (12 Euro) für ein Doppelzimmer kosten. Viel Geld, aber gerade noch im Rahmen, dachten wir. Es stellte sich jedoch heraus, dass der Besitzer gewechselt hatte und jetzt 30.000 RWF für eine Nacht verlangt wurde. Wir aßen etwas und verschwanden in die Teefelder, wo wir ein Ehepaar trafen, dass große Mengen Holz bewachte und ein Feuer gemacht hatte. Dort schlugen wir unser Zelt auf und konnten auch bis 6 Uhr durchschlafen. 

Der nächste Tag  führte uns durch den Nyungwe Regenwald. Wir sahen jede Menge Affen, unten anhängend ist ein Video mit Aufnahmen aus dem Nyungwepark. Wir kamen mittags in Butare an und versuchten eine Ersatzradnarbe für meinen Kollegen zu finden, da sie einen kleinen Riss hatte, waren aber erfolglos.

Wir fuhren weiter Richtung Gitarama. In Nyanza hielten wir an und besuchten den Königspalast des ehemaligen Herschers Ruandas. Sehr zu empfehlen! Wir fuhren im Windschatten der rasenden Busse auf guter Strecke bis nach Byimana, einem Vorort Gitaramas, wo wir wieder bei einem Freiwilligen übernachteten.

Am nächsten Tag wollte er nach Gitarama mitgenommen werden. Da wir keine weiteren Helme hatten, entschieden wir, dass mein Kollege vorfährt und anhält sobald er Polizei sieht und ich dann meinen Mitfahrer des Motos verweisen würde. Allerdings hatten wir die Polizisten nicht an der nächsten Straßenecke erwartet. Die haben seelenruhig beobachtet, wie mein Passagier abstieg, hielten mich dann an und wollten meine driver license sehen. Ich gab ihnen meinen europäischen Autofürhreschein, den sie sich eine Minuter anguckten und danach die Fahrzeugpapiere und Versicherung sehen wollten. Die hatte ich sofort zur Hand und so wurde ich durchgewunken. Glück gehabt, denn in Ruanda sind Polizisten kaum bestechlich.

Nach einem Frühstück in Gitarama genossen wir den letzten Teil unserer Ereignisreichen Tour zurück nach Kigali. 

PS: Um alle Bilder und das Video sehen zu können, am Ende des Posts auf "weitere Informationen" gehen. 


TVS 125ccm - made in India








Fledermauswolken
Teeberge


Pitya unsere kleine Nachbarin
so leben DED Freiwillige in Gisyeni ;)






Nyungwe rain forest


Einbaumproduktion




Fischerboote (immer 3 zusammen, dazwischen Netze)




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen