Samstag, 16. April 2011

genocide memorial week - offene Wunden

Am 7. April 1994 begann der rwandischen Voelkermord, also vor 17 Jahren. Etwa 1.000.000 Tutsis wurden auf brutalste Weise von ihren Nachbarn ermordet. Jedes Jahr im April wird deshalb eine Woche der Trauer und Erinnerung ausgerufen. Waehrend der Woche finden zahlreiche Veranstaltungen zum Gedenken der Opfer statt, Politiker halten Reden und Musiker singen ueber den Genozid. An drei Tagen sind alle Geschaefte geschlossen, Arbeit ist verboten (exclusive Soldaten). Ansonsten wird nur vormittags gearbeitet. Jegliche Spaßveranstaltungen, das heißt Fußball gucken, feiern gehen, pool spielen oder auch nur laut Musik hoeren sind in dieser Woche untersagt. Bei Verstoessen werden zumindest Rwander als Genozidleugner gebrandmarkt.

Am 7. April 2011 bin ich mit Till ins groesste Stadion gegangen um die Einfuehrungsveranstaltung mitzuerleben. Ueberall wurden Accessoires in der Gedenkfarbe "lila" verkauft. Der Gewinn ging an Waisenprojekte. Die Veranstaltung sollte morgens um 7 Uhr starten. Um 7:30 Uhr waren wir dort, um 9 Uhr war das Stadion voll, um 10 Uhr zu voll und um 10:30 Uhr ging dann die Veranstaltung los. Trotz der ca. 30.000 Menschen war es sehr still. Oben und unten von jedem Block standen Polizisten (mal ohne Kalaschnikov) und - fuer mich erstmal unverstaendlich - ca. 50 Sanitäter. Die meisten Reden waren auf Kinyarwanda, sodass wir nur wenig verstanden. Zusammengefasst etwa:

Nie wieder
Vorfälle beim Namen (Genozid) nennen
Um Vergebung bemuehen
Preserving dignity, upholding the truth

Der Praesident, Paul Kagame, nutzte die Gelegenheit um die Rolle der UN waehrend des Völkermords und die Rolle einiger Länder, die Völkermorddratzieher bis heute nicht ausliefern zu verurteilen.

Als danach Lieder, die vom Voelkermord handelten, gespielt wurden, begannen plötzlich vereinzelt Leute hysterisch zu schreien, bekamen Weinkrämpfe, schlugen um sich oder wurden einfach nur ohnmächtig.
Es wurden Korridore gebildet, die Traumatisierten wurden durchgereicht und in die provisorisch eingerichteten Krankenzimmer getragen. Die Mehrzahl der Menschen war in keinsterweise so erschrocken wie ich. Zeit heilt eben keine Wunden oder sind 17 Jahre einfach zu kurz?

Auf den Straßen konnte man einige Rwander sehen, die starr in die Gegend sahen. Ich traf aber auch andere, die ihre ganze Familie verloren hatten und recht gefasst wirkten. Mag auch ein kulturelles Ding sein, Probleme nicht in der Öffentlichkeit zu zeigen.

Am Ende der Woche gab es noch den Walk to Remember, an dem auch wir teilnahmen.