Montag, 28. Februar 2011

Uganda

Nach langer Zeit melde ich mich mal wieder. Ich bin gestern vom Zwischenseminar wiedergekommen. Unsere Hütte in Kigali ist überlaufen von Uganda-freiwilligen, die wegen den Wahlen aus dem Land mussten. In dem ganzen Chaos habe ich endlich mal wieder ein wenig Ruhe für einen neuen Bericht gefunden.

Anfangen möchte ich mit meiner zweiwöchigen Ugandareise:

Ich erfuhr über den Newsletter des African Bicycle Networks, dass es einen Workshop am Bwindi National Parc, ein Regenwald in Uganda, geben sollte. Dabei sein wollte ich, um ein paar Erfahrungen für unsere eigenen Fahrradworkshops zu sammeln. Der Workshop sollte 4 Tage dauern und wurde vorverlegt, sodass ich von heute auf morgen aufbrechen musste und die darauf folgende Ugandareise nur sporadisch planen konnte.
Ich nahm also früh morgens am Busbahnhof Kigalis den Bus nach Uganda, nachdem ich mir den Magen mit einem Stück geschenkter „Jackfruit“ verdorben hatte. Die Fahrt war gewohnt rasant, sodass ich mittags in Kabale ankam, wo ich eigentlich die letzten 100 km mit den ugandischen public means bewältigen wollte, um am gleichen Tag anzukommen. Da die Infrastruktur im Südwesten Ugandas extrem schlecht ist, kam ich aber nur über große Umwege Abends in einem kleinen Kaff an und fuhr erst am nächsten morgen mit Pickup-Matatu und Boda-Boda (Motorrad) bis zum Eingang des Nationalparks, wo ich herzlich empfangen wurde. Die folgenden 3 Tage nahm ich an den Fahrradworkshops für Frauengruppen teil, testete die 4 Mountainbike-Strecken durch den Regenwald und half bei den Reparaturen der Fahrräder. Ich lernte interessante Menschen und Methoden kennen und knüpfte Kontakte. Nach diesen tollen Tagen nahm ich einen Bus um 3:30 am zurück nach Kabale um den Lake Bunyoni, einen Bergsee auf über 2000m Höhe zu besuchen. Ich fand ein billiges aber gutes Guesthouse direkt am Wasser und genoss 3 Tage mit zwei Kenianern, die mich am Ende zu sich nach Kenia einluden. Mein nächstes Ziel war Kasese und damit der Queen Elizabeth Nationalpark. Auf der Fahrt mit teilweise 28 Leuten im Bus (7 pro Reihe), Ziegen im Kofferraum und Gepäck und Hühner auf dem Dach, lernte ich einen Lodgebesitzer kennen, der mir eine schöne Unterkunft in Kasese zeigte und mich am nächsten Tag mit zu seiner Lodge am Rande des Parks führte. Er gab mir Essen aus und wir konnten aus seiner sehr schönen Lodge eine Vielzahl von Tieren wie Elefanten, Antilopen und Hippos beobachten. Nachmittags organisierte er mir ein billiges Motorrad mit dem ich etwa 1 Stunde in den Park fuhr. In den Abendstunden stieg ich in ein Touriboot und konnte für 15 $ eine tolle Rundfahrt auf dem Kazinga-Kanal machen. Abends überquerte ich wieder den Äquator um zurück nach Kasese zu kommen. Am nächsten Tag machte ich mich weiter Richtung Norden nach Fort Portal, eine Stadt am Rande des Rwenzori Gebirges mit dem Mt. Stanley (5109 m). Eine bezahlbare Eintageswanderung auf einen Dreitausender war geplant. Ich fuhr mit meinem Rucksack in ein Dorf, wo ein Office von der Ugandan Wildlife Authority stehen sollte. Weder mein Bodafahrer noch einige Dorfbewohner konnten mir bei meiner Suche helfen. Schließlich kamen wir zu einem Schild, das zu einem Eco-Campingplatz führen sollte, wo angeblich Touren angeboten wurden. Mein Bodafahrer und ich machten uns also auf den Weg, der steil den Berg hinaufführte, sodass wir erst kurz bevor wir den Mut verloren auf eine Ansammlung von Lehmhütten stießen. Der Besitzer war hocherfreut endlich mal wieder einen Gast begrüßen zu dürfen. Immerhin konnte ich mit den Leuten eine Wanderung an den Rand des Rwenzori Nationalparks machen. Abends haben wir ein Feuer gemacht, Fleisch geröstet, selbstgemachten Tee getrunken und interessante Gespräche geführt. Am nächsten Tag ging es dann schon weiter in die Hauptstadt Ugandas: Kampala. Unterwegs sind wir auf der Straße spielenden Affen ausgewichen und sind fast am Baustellenstaub erstickt, der einen 20 Meter Streifen neben der Straße grau-braun gefärbt hatte. Die Luft in Kampala bot Abwechslung aber keine Verbesserung: Zum Staub gesellte sich ein Gemisch aus Abgasen, Qualm und Asche aus Müllverbrennungen. Die Innenstadt Kampalas gleicht einem Ameisenhaufen. Ich kämpfte mich nach Kabalagala durch um Till, meinen Mitbewohner aus Kigali zu treffen. Wir gingen extrem günstig und gut äthiopisch essen und trafen dann andere Freiwillige. Abends sind wir feiern gegangen, was in Kampala zu empfehlen ist. Am nächsten Morgen fuhren wir in ein 2 Stunden entferntes „Dorf“, wo eine Freiwillige ihren Abschied feierte. Nach einer harten Fußbodennacht fuhren wir zurück nach Kampala. Dort besuchten wir Freiwillige bei ihrer Arbeit und zu Hause, gingen zu einem Typen, der ein Musikstudio besaß und konnten ein wenig zusammen jammen. Abends kochten Freiwillige, die zuvor in Indien gewesen waren tolles indisches Essen für uns. Da die Schlafmöglichkeiten im Rainbowhouse, wo die anderen Freiwilligen residierten, schon überbeansprucht waren, entschlossen wir uns aufs Dach auszuweichen. Die Nacht war trotz des Lärms und der "Luft" sehr geruhsam. (Der Sturm der zweiten Nacht fegte außer unseren Kissen fast auch noch uns vom Dach). Am nächsten Tag sahen wir uns die Gaddafi Moschee an und stürzten uns ins Chagala Bagala (Suaheli für Chaos). Abends gingen wir ins National Theater auf eine Jam-Session. Das heißt jeder konnte auf die Bühne gehen und sich ein Instrument schnappen. Viele Leute brachten ihre Instrumente, unter anderem Geigen oder traditionelle Instrumente, mit. Wir lernten einen netten Iraner kennen. Die Bodafahrten in Kampala werden mit bis zu 4 Leuten auf einem Motorrad bestritten. Nachts sind die meisten Fahrer betrunken und übersehen auch mal ein Schlagloch. Am nächsten Morgen kauften wir uns eine Gitarre, tranken einen tollen Mango-Milkshake und brachen zusammen mit einer Freiwilligen nach Jinja auf. In Jinja entspringt dem Viktoriasee ein turbulenter Fluss, den man Nil nennt. Till und ich besuchten Franka, eine weitere artefact Freiwillige bei der wir übernachteten. Wir gingen Abends ins Backpacker Hostel, spielten Pool und futterten Falaffel. Am nächsten Morgen ließen wir uns in Jinja abholen, um zu den Bujagali Wasserfällen zu kommen. Aber nicht um sie anzugucken, sondern um mit einem Schlauchboot den Nil herunterzufahren oder auch zu fallen. Das ganze nannte sich Wild water rafting und machte eine Menge Spaß. Bilder davon bekomme ich noch. Am nächsten Tag liehen wir uns Fahrräder bei der Fahrradorganisation FABIO und fuhren zum Viktoriasee. Später wollte ich den Kampala Coach Bus zurück nach Kigali nehmen. Viel später kam er dann auch. Das gab mir die Gelegenheit einen ugandischen Künstler kennenzulernen, der auch nach Kigali fuhr und mit dem ich mich später wieder traf.

Insgesamt war die Reise eine der tollsten Erfahrungen, die ich hier erleben durfte. Große Reisen nach Burundi, Tansania und Kenia sind noch geplant. 

Kurz zum Zwischenseminar: Ich habe große Teile des Zwischenseminars für unsere 20-köpfige Gruppe aus artefactlern und Externen geplant. Es hat im Großen und Ganzem gut geklappt. Es war toll so viele Mitfreiwillige wieder zu treffen, zu diskutieren und über Probleme zu sprechen. Der krönende Abschluss war eine 6 stündige Regenwaldwanderung im Nyungwepark. Ich lade bei Gelegenheit Bilder hoch.

PS: Um alle Bilder sehen zu können, am Ende des Posts auf "weitere Informationen" gehen. 


über weite Strecken ist das Boda-Boda (auch Piki-Piki oder Moto genannt) das einzige Transportmittel

Fahrradprojekt am Bwindi NP





Mountainbiketouren durch den Regenwald